Der KGV-Heddernheim – Auf einen Blick informiert

Wenn die Nacht verschwindet

Kunstlicht verwirrt Vögel und Insekten

Das Solarlicht im Garten, es wird immer heller nachts in Deutschland. Doch Dunkelheit ist wichtig – für die Natur und auch für den Menschen.

Tote Insekten, aufgelesen – Foto: Helge May

Der Vollmond war lange Zeit das hellste nächtliche Licht, doch längst überstrahlen Straßenlaternen oder Solarbeleuchtung die Himmelskörper. Die Nachthelligkeit nimmt inzwischen weltweit um zwei bis sechs Prozent pro Jahr zu. Das haben Wissenschaftler*innen anhand von Satellitendaten und lokalen Messungen errechnet. Mit speziellen Geräten erheben sie an verschiedenen Orten auf der Erde, wie viel Sternenlicht überhaupt noch bei uns ankommt. Daraus lässt sich ableiten, in welchem Maße künstliche Lichtquellen unsere Nächte ausleuchten. „Global gesehen wird es kontinuierlich heller“, „Unsere natürlichen Lichtverhältnisse sind in Gefahr.“

Bei künstlichem Licht, das nicht unbedingt notwendig ist, sprechen Wissenschaftler*innen von Lichtverschmutzung. Ein schlecht eingestellter Bewegungsmelder, helle Straßenlaternen, Schaufenster oder Fassadenstrahler tragen zu dieser Art von Umweltbelastung bei. Durch Reflexion in der Atmosphäre bilden sich über vielen Städten sogenannte Lichtdome, und es wird gar nicht mehr richtig dunkel.

In der Geschichte der Erde ist das etwas vollkommen Neues. Erst seit ungefähr 150 Jahren machen künstliche Lichtquellen dem Mond und den Sternen zunehmend Konkurrenz. Das beeinflusst auch die Natur. „Pflanzen, Tiere und Menschen sind einem Tag-Nacht-Rhythmus unterworfen“, . Und der kann durch zu viel Beleuchtung empfindlich gestört werden.

Gefahr für Insekten

Besonders deutlich zeigt sich das bei den Insekten. Sie werden von Straßenlaternen oder Solarbeleuchtung regelrecht angezogen und umkreisen die Lichtquellen, bis sie vor Erschöpfung sterben. Man spricht vom Staubsaugereffekt, der jede Nacht unzähligen Sechsbeinern das Leben kostet. Künstliches Licht verändert auch das Verhalten der Insekten, wie Studien zeigen. Bei Nachtfaltern habe man nachgewiesen, dass die Vielfalt der gesammelten Pollen und die Fortpflanzungsaktivität der Weibchen in der Nähe der Lichtquellen abnimmt, . Auch viele Wasserinsekten lassen sich von Lampen irritieren. „Einige Insektenarten gehen stark zurück, auch aufgrund der nächtlichen Beleuchtung“,

Einfach ausschalten

Die gute Nachricht: Lichtverschmutzung lässt sich schnell und einfach beseitigen. Einmal auf den Schalter drücken, und schon ist es wieder dunkel. Vor allem die energiesparenden LED-Leuchten seien oft viel zu hell eingestellt. „Man könnte sie um zwei Drittel dimmen, ohne dass es die Menschen wahrnehmen würden. Besser als neutralweiße sind warmweiße oder gelbliche LEDs. Sie ziehen Insekten weniger stark an und werden auch von Menschen als angenehmer empfunden.

Im Garten kann jede*r für mehr Dunkelheit sorgen. Vermeintlich umweltfreundlich, für viele Tiere aber problematisch, sind solarbetriebene Dekoleuchten für den Balkon oder Garten. Weil sie in alle Richtungen strahlen, locken sie Insekten besonders stark an und stören andere nachtaktive Tiere. „Bei Kugelleuchten im Garten kommen bis zu 30 Lux am Boden an“, so Kress. Zum Vergleich: Die Lichtintensität einer Vollmondnacht liegt bei 0,1 bis 0,3 Lux.

Nicht nach oben richten

Zudem leuchten die Solarlampen meist unkontrolliert viele Stunden lang, bis der Akku leer ist, und erhellen so die Nacht. Effektvoll, aber nicht ökologisch sind auch angestrahlte Hausfassaden oder Bäume. „Nach oben gerichtetes Licht zu Dekorationszwecken sollte man besser vermeiden“, empfiehlt Kress. Sind die Lampen ausgeschaltet, dann ist endlich wieder der Sternenhimmel zu sehen. An einem warmen Sommerabend ist das ohnehin stimmungsvoller als künstliches Licht.

Wir als Gartenpächter können alle mithelfen die Lichtverschmutzung zu reduzieren, indem wir einfach in unserem Garten die Beleuchtung auslassen. Außerdem erleichtert die Beleuchtung unseren Einbrechern die Arbeit.